„Grüss di, Grüss Gott, Servus, Hallo, Hi…“ Ich muss zugeben, dass ich während meiner Wanderungen in der Schweiz noch nie so viele österreichische Begrüssungsformeln gehört habe. Aber das ist kein Wunder – das malerische Appenzellerland, in das ich nach fast elf Jahren in der Schweiz endlich einen Tagesausflug unternommen habe, liegt nur unweit der österreichischen Grenze. Und genau dorthin zieht es Besucher aus der Nachbarschaft (und darüber hinaus) oft.
Das Appenzellerland, bestehend aus zwei Halbkantonen – Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden – bietet eine Kombination aus Berggipfeln, kristallklaren Seen und sanften Hügeln mit grasenden Kühen. Aus ihrer Milch wird der traditionelle Appenzeller Käse hergestellt, dessen Geheimrezept seit Jahrhunderten weitergegeben wird (mehr über den Besuch der Käserei im nächsten Artikel!).
Falls du aber neben Käse auch eine unvergessliche Tour suchst, die Natur und Kulturgeschichte verbindet, solltest du dir die Route von Ebenalp über die Wildkirchli-Höhlen und das legendäre Gasthaus Aescher zum Seealpsee nicht entgehen lassen, von wo aus du wieder nach Wasserauen hinuntersteigst.
Appenzellerland – Anreise
Ausgangspunkt für diese Wanderung ist Wasserauen. Der Ort ist mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, in diesem Fall mit dem Zug, gut erreichbar. Die Seilbahnstation Ebenalp befindet sich gegenüber dem Bahnhof.
Mit dem Auto: Fahren Sie zur Schwendetalstrasse 82, 9057 Wasserauen, und parken Sie auf einem der kostenpflichtigen Parkplätze in der Nähe der Talstation der Ebenalp-Seilbahn. Das Parken kostet 3 CHF (bis zu 3 Stunden) und 5 CHF (bis zu 24 Stunden). Ich habe 4 CHF in den Automaten eingeworfen und das hat für meine Wanderung, inkl. einem späten Frühstück im Berghaus Aescher, perfekt gepasst. Der Parkautomat akzeptiert nur Münzen, aber man kann auch mit einer mobilen App wie EasyPark oder Twint bezahlen. An stark frequentierten Tagen öffnen die lokalen Bauern ihre Wiesen zum Parken, aber Vorsicht, wie im Sommer in den Zeitungen berichtet wurde, könnten sie dafür bald bis zu 30 Franken verlangen! Um auf jeden Fall leicht einen Parkplatz zu finden, empfehle ich, früh am Morgen anzureisen (9 Uhr morgens war für mich in Ordnung, aber es war bereits Herbst und ein Wochentag).

Ebenalp-Seilbahn
Die Ebenalp-Luftseilbahn ist eine der wenigen, die fast das ganze Jahr über in Betrieb sind – mit Ausnahme der Herbstwartung (24. November bis 24. Dezember 2025). Genaue Informationen zu den Betriebszeiten sind auf der Website zu finden. Die Luftseilbahn verkehrt alle 15 Minuten von ca. 7:30 Uhr bis 18:00 Uhr (je nach Saison, im Sommer bis 19:00 Uhr).
Für diese Fahrt benötigt ihr nur ein Einzelticket. Es kostet 24 CHF für Erwachsene (12 CHF mit Halbtax-Abo), Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos, Kinder von 6 bis 15 Jahren zahlen 10 CHF (die Junior-Karte ist hier jedoch gültig).


Ebenalp (1.644 m ü. M.) ist der nördlichste Punkt der Schweizer Alpen. Bevor du deine Wanderung startest, solltest du unbedingt einen Blick durch dein Fernglas werfen. Die Aussicht hier ist fantastisch, mit dem Säntis und anderen beeindruckenden Gipfeln der Alpstein-Kette, die sich in der Ferne erheben.


Wildkirchli
Auf dem Abstieg von der Ebenalp zum legendären Gasthaus Aescher durchquert man mehrere Höhlen, die nicht nur ein Naturphänomen sind, sondern auch einen faszinierenden historischen Hintergrund haben. Wie man auf Informationstafeln und beleuchteten Wänden erfahren kann, waren die Wildkirchli-Höhlen bereits in der Steinzeit bewohnt – 1904 entdeckte der Archäologe Emil Bächler Steinzeitwerkzeuge, die belegen, dass unsere Neandertaler-Vorfahren vor rund 40’000 Jahren hier lebten. Die Höhlen dienten im Sommer als Zufluchtsort für Jäger, während sie im Winter von Höhlenbären zum Überwintern aufgesucht wurden.





Die Wildkirchli-Kapelle steht an der Stelle einer ehemaligen Eremitage, in der seit dem frühen 17. Jahrhundert Einsiedler lebten und sich um Pilger kümmerten, die in die Berge aufbrachen. Auch heute noch finden hier etwa einmal im Monat Gottesdienste statt. Die heutige Form der Kapelle, die dem Erzengel Michael geweiht ist, stammt aus der Zeit um 1800.





Berggasthaus Aescher – Das Instagram-Symbol der Region
Das Berggasthaus Aescher ist ein sehr bekanntes Bergrestaurant, das an einer Felswand erbaut wurde. An sonnigen Wochenenden muss man mit großem Andrang rechnen. Fragst du dich, wie die Versorgung funktioniert? Am Eingang zur Wildkirchli-Höhle erklärt ein Schild, dass die Lieferungen nach wie vor mit der Seilbahn nach Ebenalp und von dort mit Transportwagen und manuell durch die Höhle transportiert werden – rund 100 Tonnen Material pro Jahr!



Abstieg zum Seealpsee
„Sei vorsichtig, wenn du wirklich zu Fuß gehst… Ich war in dieser Zeit zum ersten Mal dort, und die REGA flog alle 20 Minuten.“ Das schrieb mir meine Freundin, als ich ihr schrieb, dass ich mich nach dem Frühstück und Kaffee in Aescher auf den Weg machen würde. Tatsächlich kann dieser Wanderweg sehr gefährlich sein. Darauf weist auch ein Schild am Anfang des Weges hin, auf dem steht, dass Kinder mit einem Seil gesichert werden sollten. Viele Besucher unterschätzen ihn, und im Jahr 2022 starben fünf Menschen darauf, dieses Jahr starb eine Person. Der Weg schlängelt sich bergab, über Felsen und Wurzeln, und obwohl er an gefährlichen Stellen mit einem Seil als Geländer gesichert ist, muss man vorsichtig sein und seine Fähigkeiten nicht überschätzen.





Seealpsee
Ich gebe zu, dass ich bei meiner Ankunft am See etwas enttäuscht war und überlegte, ihn auf meine Liste der am meisten überschätzten Orte der Schweiz zu setzen. Aber dann wurde mir klar, dass das nur daran lag, dass der Himmel bewölkt war und sich das Blau nicht in der Oberfläche des Sees spiegelte. Trotzdem empfehle ich einen Spaziergang um den See herum – man bekommt eine etwas andere Perspektive, und die zusätzliche Strecke ist auch nicht weiter schlimm.





Abstieg nach Wasserauen
Für den Rückweg habe ich mich in Richtung Klein-Hütten aufgemacht – nach einem leichten Anstieg auf einem breiten Weg gab es weitere Treppen. Viele Treppen, vor allem im unteren Abschnitt ab der Güterbahnstation. Ganz am Ende öffnet sich vor einem der Blick auf Wasserauen, und man kann bequem zum Parkplatz oder Bahnhof laufen.





Zusammenfassung
- Die Strecke ist knapp 8 Kilometer lang und für Kinderwagen nicht geeignet.
- Ich empfehle feste Wanderschuhe und Wanderstöcke.
- Der Abschnitt von Ebenalp zum Restaurant Aescher ist relativ kurz (ca. 700 Meter) und leicht, sodass er ideal für Wanderanfänger ist, die mit minimalem Aufwand die Aussicht auf die Alpen geniessen möchten. Aber Vorsicht! Es gibt Treppen und unebenes Gelände. Daher ist die Route nicht für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet, die beim Gehen Unterstützung benötigen.
- Wenn man den Seealpsee lieber ohne Seilbahn sehen möchte, kann man von Wasserauen aus auf der Zufahrtsstrasse dorthin laufen. Die Strecke ist weniger als drei Kilometer lang (Dauer ca. eine Stunde). Der Rückweg erfolgt auf dem gleichen Weg (oder ca. 1,5 km um den See herum).

Wohin nach der Wanderung?
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