Brno (Brünn): Lernt die zweitgrösste Stadt Tschechiens kennen

Ich würde sagen, dass Brünn eine Art touristisches „Aschenputtel“ ist – während Reisebüros miteinander konkurrierten, um die beste Tour Prag – Karlstein – Böhmisch Krumau und Karlsbad zu finden, war für die zweitgrösste Stadt Tschechiens in der Reiseroute keine Zeit. Und das finde ich sehr schade, denn Brünn hat seinen Besuchern wirklich viel zu bieten. Wir haben uns entschieden, die Stadt vor allem aus der Vogelperspektive kennenzulernen. In diesem Reiseführer findet ihr daher Tipps, wann ihr den Turm besteigen und wo ihr die Stadt von unten (Brünn ist stolz auf seine aussergewöhnlichen mittelalterlichen Gänge unter der Stadt) kennenlernen könnt.

Anreise und Parkmöglichkeiten

Der Vorteil von Brünn ist, dass sich sowohl der Bahnhof als auch der Busbahnhof fast im Stadtzentrum befinden. Brünn ist einer der Bahnknotenpunkte in Mähren und es ist nicht schwierig, mit dem Zug aus der Umgebung hierher zu kommen. Das Gleiche gilt für Busse. Von Prag aus ist es nur ein bisschen weiter – 3 Stunden mit dem Zug, 2,5 Stunden mit dem Bus (wenn man Glück hatund auf der D1 keine Staus sind).

Wenn man mit dem Auto anreist, findet man unter diesem Link eine Karte mit Parkmöglichkeiten. Die direkte Zufahrt ins historischen Zentrum ist begrenzt und nur Anwohnern gestattet. Als Grundregel gilt: Je näher man dem Zentrum ist, desto teurer ist das Parken. Die erste Stunde Parken ist für Besucher kostenlos, und die Parkgebühren werden entweder an einer Parkuhr, online, per SMS oder per Handy-App bezahlt. Wir haben im Einkaufszentrum Galerie Vaňkovka geparkt, das etwa 10 Gehminuten vom Zentrum entfernt ist.

Brnopas

Mit der Touristenkarte Brnopas erhält man interessante Ermässigungen und freien Eintritt zu Brünner Sehenswürdigkeiten. Sie bietet auch kostenlose Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Man kann den Brnopass für 1 – 3 Tage für 290 oder 490 CZK kaufen. Für nur 1 CZK erhält man den Brünnpass auch, wenn man mindestens eine Nacht in einem der Partnerhotels in Brünn übernachtet. Die Liste dieser Hotels ist hier zu finden.

Ausgangspunkt – Altes Rathaus

Ausgangspunkt für den Besuch in Brünn sollte das Alte Rathaus (Radnická 8, Brünn – střed) sein. Und das nicht nur, weil es das älteste weltliche Gebäude in Brünn ist (aus der Zeit vor der Mitte des 13. Jahrhunderts) und sein Eingang von einem wunderschönen gotischen Portal des Bildhauers Anton Pilgram eingerahmt wird. Aber es gibt noch 3 weitere Gründe, es zu besuchen:

1. es gibt ein Touristeninformationsbüro

Zusätzlich zu den hilfsbereiten Mitarbeitern gibt es kostenlose Broschüren und Karten in mehreren Sprachen, die euch helfen, die Stadt zu erkunden. Außerdem kann man hier Tickets für alle wichtigen Sehenswürdigkeiten kaufen und Führungen buchen.

2. man lernt die Brünner Legenden kennen

Schon in der Passage vor dem Eingang zur Touristeninformation sieht man zwei Objekte, mit denen zwei der berühmtesten Brünner Legenden verbunden sind: ein Krokodil, auch Brünner Drache genannt, und ein Wagenrad. Falls ihr die Geschichten nicht kennt, solltet ihr wissen, dass der von der Decke hängende „Drache“ in Wirklichkeit ein Alligator ist, der der Stadt 1608 von Erzherzog Matthias geschenkt wurde. Was ist mit dem Rad? Diese Legende beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Jahr 1636 wettete ein Stellmachermeister aus Lednice mit seinen Freunden um 12 Taler, dass er einen Baum fällen, daraus ein Rad machen und es noch am selben Tag nach Brünn rollen könne. Der örtlichen Legende nach gelang ihm das tatsächlich. Die Stadtbewohner wollten jedoch nicht glauben, dass ein einzelner Mann dieses Kunststück vollbringen konnte, und schlossen daraus, dass der Stellmacher vom Teufel unterstützt worden sein musste. Deshalb kauften sie nie wieder etwas bei ihm.

3. man kann den Turm des Rathauses besteigen

Man kann den 63 Meter hohen Turm besteigen und von der Spitze aus einen beeindruckenden Blick auf Brünn genießen. Während des Aufstiegs über 173 Stufen erfährt man mehr über den bereits erwähnten Anton Pilgram und den Bau des Turms (ist euch aufgefallen, dass die mittlere Zinne des Portals verdreht ist?). Auf jeden Fall kann man sich von der Aussichtsgalerie des Turms aus ein Bild von der Grösse der Stadt und der Lage der wichtigsten Sehenswürdigkeiten machen. Deshalb empfehle ich euch, eure Tour durch Brünn hier zu beginnen.

Der Krautmarkt (Zelný trh)

Wenn ihr vom Bahnhof oder Busbahnhof zum Alten Rathaus geht, müsst ihr den Krautmarktplatz überquert haben. Fast jeden Tag finden hier Märkte statt, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.
Die Stände, an denen Obst und Gemüse aus eigenem Anbau verkauft werden, sind um die Dominante des Platzes angeordnet – den monumentalen barocken Parnas-Brunnen des österreichischen Bildhauers Johann Bernhard Fischer aus Erlach. An der Spitze des Platzes befindet sich das aus vier Häusern im Stil der Gotik und der Renaissance – Malý Špalíček, vor dem eine barocke Skulptur der Heiligen Dreifaltigkeit steht. Links davon befindet sich das Dietrichstein-Palais, in dem das Mährische Museum untergebracht ist.

Labyrinth unter dem Krautmarkt

Im unteren Teil des Platzes befindet sich der Eingang zum Labyrinth unter dem Krautmarkt. Brünn verfügt über einen einzigartigen Komplex von mittelalterlichen unterirdischen Gängen und Kellern. Neben dem Labyrinth unter dem Krautmarkt, das wir besucht haben, kann man zum Beispiel das Beinhaus in der Jakobskirche besichtigen, wo die Überreste von mehr als fünfzigtausend Leichen gefunden wurden, oder den Bunker 10-Z, der während der Nazizeit als Schutz vor den amerikanischen und sowjetischen Bombenangriffen auf Brünn gebaut wurde. Neben einer geführten Besichtigung des Labyrinths (Eintritt 160 CZK für Erwachsene, Kinder unter 6 Jahren frei) kann man auch ein Exit-Game spielen, das einen an Orte führt, die der durchschnittliche Besucher bei einer Führung nicht betreten würde.

Burg Spielberg (Špilberk)

Ein weiterer Ort, von dem aus man einen herrlichen Blick auf Brünn hat (und der fast überall in Brünn zu sehen ist), ist die Burganlage aus dem 13. Jahrhundert, die im 17. und 18. Jahrhundert in eine Militärfestung umgewandelt wurde und dann als Gefängnis für die schlimmsten Kriminellen und politischen Gefangenen der Habsburgermonarchie diente. Die Burg Špilberk ist keine mittelalterliche Burg, in der man durch Räume voller historischer Möbel und Gemälde berühmter Burgbesitzer geführt wird. Stattdessen kann man Tickets für verschiedene Teile der Burg kaufen (oder ein komplettes Ticket für 350 CZK).

Man kann die Kasematten besichtigen, ein System langer, dunkler Gänge, das zu der Zeit entstand, als Spielberg zu einer Festung ausgebaut wurde. Die Gänge dienten ursprünglich als Unterschlupf für die Truppen während der Belagerung, wurden aber später als eines der strengsten Gefängnisse Europas berühmt. In den restaurierten Wassertürmen kann man auch den unterirdischen Steintempel besichtigen, in dem eine Sammlung von Stein- und Steinmetzarbeiten zu sehen ist. Wir entschieden uns für die Besteigung des Aussichtsturms der Burg.

Wenn ihr noch mehr über die Geschichte der Burg erfahren wollt, gibt es eine nützliche Button-Karte in mehreren Sprachen. In der Zwischenzeit können eure Kinder im Babinský Bistro ein Eis oder hausgemachte Limonade geniessen. Oder Fotos in den Wächterkabinen machen 🙂

Mährischer Platz

Von Spielberg aus überquerten wir die Solniční Strasse nach Moravské náměstí. Auf dem Weg dorthin konnten wir die evangelische Kirche von Jan Amos Komenský auf dem Komenský-Platz sehen, die als „Rote Kirche“ bekannt ist. Neben der Thomaskirche wird der Mährische Platz von dem majestätischen Gebäude des Gouverneurspalastes dominiert, in dem die Mährische Galerie untergebracht ist. Hier befindet sich auch die Statue des Markgrafen Josht Luxemburg – die acht Meter hohe Bronzestatue eines Ritters zu Pferd ist eine Allegorie des Mutes.

Zeitmaschine auf dem Freiheitsplatz

Wir überquerten die Běhounská Strasse und den Jakobsplatz (ja, hier kann man das bereits erwähnte Beinhaus besichtigen oder auch den Turm der Jakobskirche besteigen) und erreichten den Freiheitsplatz. Dies ist das imaginäre Zentrum von Brünn. Hier findet man drei interessante Elementedie barocke Pestsäule, den Bronzebrunnen mit den Versen von Jan Skácel, an dem man sich an einem heissen Sommertag in Liegestühlen ausruhen kann, aber vor allem die Zeitmaschine aus schwarzem Granit. Dieses sechs Meter hohe Objekt ragt seit 2010 auf dem Platz empor und sorgt seit seiner Aufstellung für viele Kontroversen (euphemistisch gesprochen 🙂 ). Den Autoren zufolge soll es an die heldenhafte Verteidigung der Stadt gegen die schwedische Armee während des Dreissigjährigen Krieges erinnern. Dies hängt mit einer weiteren Brünner Legende und Besonderheit zusammen. Wisst ihr, warum die Mittagsglocken in Brünn um 11 Uhr läuten? Weil … aber nein, das verrate ich euch zumindest nicht. Fahrt nach Brünn und findet es selbst heraus! 🙂

Petrov

Wenn man noch Zeit und Energie übrig hat, kann man zu einer anderen Dominante der Stadt hinaufsteigen – der Kathedrale St. Peter und Paul, deren Fundamente aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen. Aber dafür hatten wir keine Zeit, der Blick aus der Ferne, genauer gesagt vom Turm des Alten Rathauses, reichte aus. Wie die Kathedrale aussieht, kann man auf dem Titelbild dieses Reiseführers sehen.

Zusammenfassung und was wir uns für das nächste Mal aufheben

Ich muss ehrlich sagen, dass ein Tag für die Besichtigung von Brünn völlig unzureichend ist. Zwei Tage sind vielleicht etwas knapp bemessen, drei Tage wären ideal. Auf diese Weise haben wir es geschafft, wenigstens das Minimum zu sehen, was jeder Tourist in Brünn sehen „muss“. Was sollten wir uns also für das nächste Mal aufheben?

  • VIDA! Science Centre – ich habe schon viele Superlative über diesen Wissenschaftspark für Kinder und Erwachsene gehört
  • Brünner Granestausee – und eine Dampferfahrt zur Burg Veveří
  • Mendelianum – ein Museum im Zentrum von Brünn, in dem Kinder die Welt der Genetik kennenlernen können
  • Brünner Zoo – ein Ausflug zu den Tieren enttäuscht nie
  • Pavillon Antrophos – eine Reise in die Prähistorie in Brünn
Kategorien: Tschechien
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Autorin

Hana Hurábová

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